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Manchmal ist Museumsarbeit auch Detektivarbeit - Eine spannende Recherche des Heimat- und Museumsvereins Pommelsbrunn

Vor kurzen kam unser Vorstand, Uli Vogel auf mich zu: „Du Klaus, ich habe hier noch so ein Flugzeugteil herumliegen, das uns ein Wanderer vor einigen Jahren vorbeigebracht hat. Von der Gegend um den Reckenberg – da ungefähr wo 1945 doch das amerikanische Flugzeug abgeschossen wurde.“

Das klang interessant. Also ab in die Garage und das Teil begutachten.

Erster Eindruck: Ja, das ist ein Flugzeugteil – Leichtbauweise, genietet. Es schaut jedoch für 1945 einfach noch zu gut aus. Aber was war denn da genau 1945? Da können vielleicht einige älteren Herren am Stammtisch weiterhelfen.

Wann war das genau, welches Flugzeug usw., leider alles Fehlanzeige. Also ging es los mit der Recherche. Dank Herrn Sünkel vom Wehrtechnischen Museum in Röthenbach stießen wir bald auf die genauen Daten des Absturzes:

25.3.1945 - US Flugzeug P-38 L Lightning - Serial No. 44-24387 - Pilot Lieutenant J. H. Tappan (gefallen beim Absturz)

Ja, das mit dem Soldaten wussten einige der älteren Herren auch noch zu berichten. Er soll schwer verbrannt gewesen sein und wurde auf dem Pommelsbrunner Friedhof beerdigt. Bis dann die US-Armee eintraf und Lieutenant J. H. Tappan in die USA umbettete.

Die Information zum Absturz war aus einem Buch von Dr. Harald Dill: „Luftkrieg von Aschaffenburg bis Zwiesel“. Nach einer Kontaktaufnahme bestätigte er die Informationen und ergänzte folgendes:

Bei einem Angriff auf den Zug von Sulzbach kommend, an dem ein Flakwagen angehängt war, wurde die P38 Lightning abgeschossen.
Aus den Internet-Quellen: “hit by train-mounted AAA while strafing train yard near Regensburg and crashed.”

Wahrscheinlich also ein Materialtransport von der Maxhütte, der hier angegriffen werden sollte.

Über einige Datenbanken der US-Armee, in der alle Abstürze von US-Soldaten unter einer MACR-Nummer (Missing Air Crew Reports, hier 13 257) festgehalten sind, ließen sich auch weitere Informationen recherchieren.

Zum Beispiel das Grab in den USA ...Das Grab:

Lieutenant Jay Harry Tappan Jr.
1st Fighter Group 27th Squadron
Geboren: 18. März 1919, Bexar County, Texas, USA
Gestorben: 25.3.1945, im Alter von 26 Jahren
Beerdigt: Sunset Memorial Park, San Antonio, Bexar County, Texas

 

Und wie es der Zufall so will, haben wir auch ein Pressefoto zu ihm gefunden:

Verleihung des Silver Wings an Lt. J.H. Tappan, 2. von rechts, zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern, am 7. Januar.
(freigegeben von der US-Army, Original in unserem Besitz)

 

Fast grenzt es an ein Wunder, wie man so einem toten Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg auch heute noch ein Gesicht geben kann – durch eine alte Geschichte, einige Anekdoten, Fachwissen und Internetrecherche.

 

Aber halt, noch ist unsere Geschichte nicht ganz zu Ende – was ist denn nun mit dem Flugzeugteil? Nachdem wir nun die abgestürzte Maschine, die Lockheed P38L Lightning kennen, können wir auch mal sehen, ob das gefundene Teil passt. Und nein, wie befürchtet – das ist nicht von einer Lockheed P38.

P38L (Quelle Wikipedia)

 

Und wieder geht die Suche weiter, wo kann das Artefakt nun her sein?

Auf einer Dichtung an dem Teil finden wir einen Hinweis, eine Teilenummer >70217 027051 08< – und da heute alle Flugzeug-Originalteile ebenfalls in Datenbanken verzeichnet sind, ist die Suche dort der nächste Schritt.

Die Teilenummer auf dem gefunden Artefakt.

 

Tja, und damit wäre das Teil schlussendlich anhand der Dichtung auch identifiziert: Das Fenster einer Seitentür eines UH60 Blackhawk Kampfhubschraubers.

Das Artefakt

 

Der UH60 Blackhawk (Quelle Wikipedia)

 

Und ja, diese fliegen häufig von Grafenwöhr kommend, meist zu dritt, über unsere Ortschaft. Dabei haben sie wohl bei einem Einsatz mal das Fenster verloren.

 

So geht eine spannende Recherche, einmal in die Geschichte und wieder zurück, zu Ende.
Und ja – es hat Spaß gemacht. Auch so etwas kann ein Teil von Museumsarbeit sein.

Wer bei uns mitarbeiten möchte, den laden wir herzlich zu uns ein.

Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen genannten Helfern sowie dem unbekannten Finder.

Das Fundstück ist bei uns im Museum zu besichtigen.

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