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Vortrag von Dr. Brigitte Hilpert im Gemeinschaftshaus Pommelsbrunn

Das Gemeinschaftshaus am Dorfplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Dr. Brigitte Hilpert, langjährige Grabungsleiterin der Höhlenruine Hunas, mit ihrem ausführlichen Dia- Vortrag „Jäger der Steinzeit – Das Leben der Neandertaler in der Frankenalb“ mit alten Vorurteilen aufräumte und den ausgestorbenen nahen Verwandten des heutigen Menschen in ganz neuem Licht erscheinen ließ.

Auch Bürgermeister Jörg Fritsch war gekommen, um den Ausführungen der Paläontologin vom Geozentrum Nordbayern, Fachgruppe „Paläo-Umwelt“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu lauschen, wobei er eingangs betonte, er sei stolz, was „viele kreative Köpfe“ im Museum geschaffen hätten. Nach weiteren Begrüßungsworten durch 2. Vorsitzenden Klaus Schnaible und Abend-Moderator Heinrich Hille vom Heimat- und Museumsverein gab Dr. Hilpert zuerst einen Überblick über das Leben des „Homo neanderthalensis“, der auch unsere Region durchstreifte.

Das heutige Bild des Steinzeit-Jägers, der vor 250 000 bis 40 000 Jahren lebte, habe sich grundlegend gewandelt, so die Wissenschaftlerin. Auch wenn viele Gegenstände aus seinem Leben wie Bekleidung oder Holz den Zahn der Zeit nicht überlebt haben, gäbe es doch Steinwerkzeuge und andere Belege, die klar eines aussagen: vom Bild des zotteligen Urmenschen können wir abgehen. Mit heutigen Methoden lasse sich sehr genau rekonstruieren, wie der Neandertaler ausgesehen hat. Er war zwar robust gebaut und mit ausgeprägten Überaugenwülsten ausgestattet, doch im Anzug würde er zwischen heutigen Menschen kaum auffallen. Er hat mit Geschick Jagdwaffen, Kleidung, Schmuck und Werkzeuge (aus Hornstein und Knochen) hergestellt und wohnte zumeist nicht in Höhlen, sondern in Zelten aus Häuten. Vermutlich hatte er auch schon bestimmte religiöse Vorstellungen, wie die Bestattungen zeigen. Sein „Supermarkt“ war die Natur, deren Angebot er geschickt zu nutzen verstand und er trotzte auch unwirtlichen Witterungsbedingungen mit Bravour.

Eine Zeitlang hat er seinen Lebensraum mit dem heutigen Menschen (Homo sapiens) geteilt, beide Gattungen haben sich auch vermischt, so dass wir mit circa fünf Prozent einen kleinen Bestandteil Neandertaler-Gene in uns tragen. „Ich persönlich fühle mich geehrt“, lächelte Dr. Hilpert, „der Neandertaler hat viel vollbracht“. In der Frankenalb haben sich vor allem Funde in Höhlen erhalten, im südlichen Teil um das Altmühltal, im nördlichen Teil zum Beispiel im Hasenloch, der Petershöhle, im Hohlen Fels bei Happurg oder der Höhlenruine bei Hunas, was sich vor allem durch Steingeräte belegen ließ. In Hunas hat er „unseren heißgeliebten Backenzahn“ gelassen, der einem etwa 30 Jahre alten Individuum gehörte, der einzige derartige Fund in Franken und der älteste in Bayern. In der Sesselfelsgrotte in Neuessing hat man übrigens rund 80 000 Geräte gefunden, in hiesigen Höhlen, die vorwiegend als Rastplätze dienten, immerhin noch einige Hundert. Mit ausführlichen Beispielen belegte Dr.Hilpert die Werkzeuge wie Schaber und Faustkeile, welche in der Frankenalb gefunden wurden.

Unser „Verwandter“ jagte Wildpferd, Wisent, Rentier und gelegentlich konnte er auch ein Mammut erlegen. Er nutzte Feuerstellen, wie Brandprodukte oder verkohlte Knochen zeigen, in Kaltzeiten mit wenig Baumwuchs hat er nämlich auch sein Lagerfeuer mit Knochen beheizt. Und er hat sich – wie Skelettfunde belegen - um alte oder verletzte Mitglieder des Familienverbands gekümmert, sie gepflegt und sich nicht als „wilder Mann“, sondern als soziales Wesen gezeigt.

Nach weiteren ausführlichen Informationen über Fundstellen in unserer Region stellte sich Dr. Hilpert den Fragen der Anwesenden und das waren nicht wenige. Warum haben Afrikaner keine Neandertaler-Anteile (er kam von dort, ging aber nie dorthin zurück), wie viele Neandertaler gab es im heutigen Bayern (wohl nur wenige Hundert), wie groß war er (ca. 1,60 Meter), hat er eine Sprache gehabt? Ja, er konnte sprechen, er hatte die gleichen Sprachwerkzeuge wie wir. Aber wie sich das anhörte, werden wir wohl nie erfahren.

Bild: Dr. Brigitte Hilpert nach dem Vortrag in der Höhlenabteilung des Museums mit einer Nachbildung des berühmten Neandertaler-Weisheitszahn aus der Höhlenruine Hunas

Helga Manderscheid

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