Wenn die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. zu ihrer Mitgliederversammlung zwei Tage lang im Naturfreundehaus residiert, dann liegt es nahe, neben dem Badhausmuseum auch dem Naturkundlichen Heimatmuseum einen Besuch abzustatten. Dort erwartete sie eine besondere Überraschung, denn im obersten Geschoß ist eine Höhlenabteilung im Entstehen.
Eröffnet wird die komplette Ausstellung erst in einigen Monaten, aber ein bisschen durften die Höhlenforscher/innen schon „spitzen“ und das Staunen war groß. Die beiden Mitglieder des Pommelsbrunner Heimat- und Museumsvereins, Klaus Bittner und Heiner Hille, haben hier zwei beachtliche Ausstellungen realisiert. „Respekt“ und „toll gemacht“ hieß es denn auch bei den Profis, als sie zuerst die von Klaus Bittner bereits vor fünf Jahren erstellte Fossilien-Abteilung mit Exponaten vom Präkambrium über den Schwerpunkt Jura bis zum Tertiär erklärt erhielten, dann aber in den neuen, überwiegend von Heiner Hille konzipierten Höhlenteil hinüber wanderten.
Hille hat mit viel Fachwissen, mit über Jahrzehnte gesammelten Exponaten und einem gehörigen Schwung Fantasie ein Milieu geschaffen, das ein echtes „Höhlengefühl“ vermittelt, wobei der Höhlencharakter durch einen komplizierten, farblich perfekt gestalteten Aufbau über einem Holzgerüst zustande kam. Hinzu kommen Stalaktiten, Stalagmiten, Sinterbecken, Modelle und zahlreiche Vitrinen. Die darin befindlichen echten Überreste eiszeitlicher Tiere wie Höhlenbär, Höhlengroßkatze, Ur, fossiles Pferd und Mammut stammen zum Teil aus den Sammlungen von Hille, zum Teil wurden sie gekauft oder sind Leihgaben.
Ein besonders interessantes Exponat ist ein Modell des Windlochs, das mit Gucklöchern versehen ist. Da wird ein verletzter Höhlenforscher von Kameraden aus der 50 Meter hohen Halle gerettet, an einer anderen Stelle dringen Höhlenforscher in die Höhle vor. In der Bärenecke kann man einen ca. 20.000 Jahre alten, 52 cm langen Höhlenbärenschädel betrachten, an der Rückwand finden sich „neuzeitliche“ Höhlenmalereien von Mammuts. Kleindioramen des Museumsgründers Dr. Otto Braun komplettieren zusammen mit Steinabschlägen, Faustkeilen, dem Rastplatz eines eiszeitlichen Jägers, Fledermäusen und einer „Müllhöhle“ die Ausstellung. Dass auch eine Kopie des in letzter Zeit oft erwähnten Neandertaler-Weisheitszahns aus Hunas vorhanden ist, versteht sich von selbst. Und wenn einen Moment lang Stille herrscht, hört man Wassertropfen fallen – ein spezieller Gag.
Hille erklärte den Höhlenforschern ausführlich seine Konzeption. Dass es ihn schmerzt, die fachliche Untersuchung eines menschlichen Kinder-Unterkiefers zwecks genauer zeitlicher Einordnung nicht in Auftrag geben zu können, ist der Tatsache geschuldet, dass der Trägerverein nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel verfügt. Umso mehr ist das Engagement jener Mitglieder und Helfer zu bewundern, die mit viel persönlichem Einsatz, aber geringsten Mitteln eine so anschauliche Ausstellung für die Öffentlichkeit schaffen.
Die Besucher aus Nürnberg haben den Heimat- und Museumsverein selbstverständlich mit fachlichem Rat und etlichen Exponaten unterstützt. Schließlich existiert die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. seit 1964 und wird vom Kulturamt der Stadt Nürnberg intensiv gefördert. Insbesondere Vorsitzender Bernhard Nerreter und Ehrenvorsitzender Dieter Preu mit ihrer Forschergruppe, die jetzt im Museum eine „Vorschau“ machen konnten, haben sich für das Museum in Pommelsbrunn eingesetzt.
Helga M |