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Badhaus Pommelsbrunn
Pommelsbrunn (ma) - Lange Zeit lag das hangseitig am Badhaus aufgefundene Tonnengewölbe unter einer massiven Erdschicht verborgen. Dennoch wußte man über Jahrhunderte um seine Existenz, die erst in jüngster Zeit - nach der Zumauerung im Jahre 1868 und der gleichzeitigen Errichtung des Kreuzgratgewölbes - in Vergessenheit geriet. Die nun abgeschlossenen Renovierungs- und Sicherungsmaßnahmen des Gewölbes unter der Ägide des Denkmalschutzes werden die Substanz für weitere Jahrhunderte bewahren, als einmaliges Zeugnis für die Nachwelt, denn von den vielen Badhäusern Bayerns sind lediglich ganz wenige gut erhalten, im dörflichen Raum nur eines - in Pommelsbrunn. Die Altvorderen der heutigen Pommelsbrunner sind bestimmt gewaltig erschrocken, als "am 5. Juli 1593 ein berg des Zankelstein oder Stoich genannt zu Bomelsprunn ober dem Badhaus mit großem Krachen um die Vesperzeit gesunken ist", wie die Archive belegen. Dieses Ereignis wurde sogar vom großen Kartographen Paul Pfinzing in einem Aquarell verarbeitet , welches das Anwesen zusammen mit zwei Nebengebäuden klar erkennen läßt. Architekt Helmut Knodt, der die Gesamtrenovierung leitet, könnte sich gut vorstellen, dass damals das Gewölbe verschüttet wurde. Dies würde zumindest der Zustand des Erdreichs hinter den in der hangseitigen Stirnwand angebrachten fensterartigen Öffnungen vermuten lassen, die sicher früher der Be- und Entlüftung und wohl auch dem Transport von Holz dienten. Bis zur unteren Fensterkante besteht nämlich die Einschüttung aus klar abgegrenztem anderen Erdmaterial als ab dieser Kante nach oben. Demzufolge hätte das Untergeschoß des Badhauses damals wesentlich freier gestanden, als dies heute der Fall ist. Doch noch ist dies Spekulation. Immerhin datiert Archäologe Oliver Specht, M.A. das Gewölbe mit Sicherheit ins Spätmittelalter, genauer gesagt, in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die neueste Entdeckung betrifft indes eine leicht nach links versetzte Bodenöffnung im Gewölbe, die sich als Schacht mit mehreren Treppenstufen entpuppte. Von dort wurde wohl Wasser zum Betrieb des Schwitzofens entnommen, das sich entweder durch Einsickerung selbst sammelte oder hingeleitet wurde. Kopfzerbrechen bereitet jedoch noch die Tatsache, dass zwar die Wand des Badhauses um die zum Schwitzofen führende Heizungsöffnung Rußspuren aufweist, die sich auch ein Stück weit über die direkt anschließende, stumpf angesetzte Seitenwand ziehen, nicht aber das restliche Gewölbe. Wurde nach dem Erdrutsch das Gewölbe nicht mehr als Abzug genutzt? Haben die Bauverordnungen für städtische Badhäuser, den Rauch aus Gebäuden nicht mehr seitlich, sondern durch Kamine abzuleiten, auch in Pommelsbrunn gegriffen? Hier ist noch Klärungsbedarf vorhanden. Inzwischen wurde das Gewölbe sachgerecht verfugt und dadurch in seinem Bestand gesichert. Ein Blick auf die Rückseite zeigt, dass auch dort durch Vormauerung, Drainage und Schottereinfüllung alles unternommen wurde, um den Fund zu schützen, der in Zusammenhang mit den Heizeinrichtungen eines Badhauses - so Archäologe Specht - als einzigartig anzusehen ist. Während der Heimat- und Museumsverein bereits mit zuständigen Amtsstellen eine museale Konzeption für die spätere Badhausausstellung überlegt und bei den in Kürze beginnenden Renovierungsarbeiten am Badhaus selbst durchaus noch mit weiteren Funden zu rechnen ist, freuen sich die Förderer des historischen Gebäudes inzwischen über keramische Funde aus der frühen Neuzeit und eine erkleckliche Anzahl metallener Schröpfköpfe, die überraschend zu Tage traten. Wer sie allerdings "vergessen", verloren oder verborgen hat, wird sich nicht mehr feststellen lassen.
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