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Wo die Pommelsbrunner badeten
Aus den Nürnberger Nachrichten: Das alte Badhaus, das jetzt restauriert wird, gilt als kulturhistorische Rarität von Rang Ein historisches Kleinod von überregionalem Rang wird derzeit in Pommelsbrunn, Kreis Nürnberger Land, restauriert: das mittelalterliche Badhaus. Es wird mit gehörigem Kostenaufwand zum Museum und zur Diakoniestation ausgebaut. POMMELSBRUNN — Badhäuser aus dem Mittelalter sind bis heute vereinzelt noch in Städten mehr oder weniger gut erhalten geblieben. Auf dem Land aber kaum. So ist das Haus in Pommelsbrunn nach Einschätzung des Landesamts für Denkmalpflege das einzige dementsprechende Objekt im ländlichen Raum Bayerns. Das Kultusministerium und der frühere mittelfränkische Bezirksheimatpfleger Kurt Töpner sprechen dem Pommelsbrunner Badhaus sogar "herausragende geschichtliche Bedeutung" zu. Bis vor etwa zehn Jahren wussten die Pommelsbrunner überhaupt nicht, welchen historischen Schatz sie direkt neben der Bundesstraße 14, der so genannten "Goldenen Straße", stehen haben. Erst Forschungsarbeiten des im Ruhestand befindlichen Arztes, Dr. Otto Braun, brachten zutage, dass das seinerzeit in Privatbesitz und in keinem sehr gutem Zustand befindliche Gebäude ein geschichtsträchtiger Ort ist. Als der damalige Eigentümer mit dem Gedanken spielte, das Haus abzubrechen und ein neues, modernes an dieser Stelle zu errichten, baute sich in Pommelsbrunn erheblicher Widerstand gegen diese Pläne auf. Mit der Folge, dass zunächst einmal die Gemeinde das Areal erwarb. Hygiene und Geselligkeit Immerhin war das kommunale Badhaus, wie in den meisten Orten, zentraler Bestandteil des Lebens vieler vergangener Generationen. Ein Besuch in dieser Einrichtung gehörte im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit zu den selbstverständlichen Gepflogenheiten. Er diente nicht nur der Gesundheit und der Hygiene, sondern auch der Geselligkeit. Die oft stundenlange Schwitzprozedur konnten sich die Menschen durch den Austausch von Neuigkeiten verkürzen. Man saß also, wie es Geschichtsschreiber berichten, "mit seinem Weib oder sonsten einem Freund" im Schweiß-, Dampf- oder Vollbad und "leerete" auch schon mal ein Kännlein Wein oder mehr. Oder man ließ sich Blut schröpfen. Oder nahm andere Dienstleistungen der Bader in Anspruch. Natürlich gab es auch Badhäuser, in denen es nicht gerade züchtig zuging. Viele von ihnen wurden geschlossen, als sich die Syphilis immer stärker ausbreitete. In Pommelsbrunn herrschte wahrscheinlich weit mehr Keuschheit als anderswo. Das Badhaus war nämlich von seiner ersten Erwähnung am 24. September 1486 an im Besitz der Kirche und diente zunächst dem Messner als Einnahmequelle. Die Pfarrer wachten wohl darüber, dass die Pommelsbrunner dort nicht über die erotischen Stränge schlugen. Vermutlich deshalb blieb das Haus auch bis 1867 in Betrieb. Heute gehört das historische Gebäude dem örtlichen Diakonieverein, der es "kostenneutral" von der Gemeinde überlassen bekam. Eine Sozialstation soll dort in den oberen Stockwerken entstehen mit Schwesternraum, Lager, Beratungszimmer sowie einem Seminar- und Gymnastikraum. Im unteren Teil des Hauses will der Heimat- und Museumsverein ein Museum einrichten, das dokumentieren wird, wie es in einem mittelalterlichen Badhaus zuging. Verborgenes Gewölbe Die Restaurierung hat bereits begonnen. Zurzeit sind die Archäologen am Werk. Sie freuen sich über zahlreiche Funde wie Schröpfköpfe, Schalen, Münzen, Keramikteile. Besonders stolz ist Archäologe Oliver Specht allerdings, dass er und seine Kollegen im Keller ein bisher hinter einer Wand verborgenes Gewölbe entdeckten, das als "liegender Kamin" für die Beheizung des Schwitzofens und Wasserofens diente. Dieser Raum wird ein Mittelpunkt des Museums sein, wenn es — wie die Diakoniestation — in etwa zwei Jahren fertiggestellt sein wird. Allerdings bereitet dem Vorsitzenden des Diakonievereins, Pfarrer Johannes Lösche, die Finanzierung noch ein wenig Sorgen. Obwohl Förderer wie der Verleger der Nürnberger Nachrichten, Bruno Schnell, und die öffentliche Hand bereits den größten Teil der Kosten von knapp 800 000 Euro aufgebracht haben, fehlen noch 130 000 Euro. "Wir sind dankbar für jede Unterstützung", sagt Lösche, "damit wir unser einmaliges und wichtiges Projekt angemessen zu Ende bringen können." Spendenkonto: Diakonieverein Pommelsbrunn, Raiffeisenbank Hersbruck, Nr. 2 50 88 00, BLZ 760 614 82, Sparkasse Nürnberg Nr. 5 51 54 32, BLZ 760 501 01, Kennwort: Badhaus. ULRICH RACH
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